Da die Eule sich so markant von anderen Vogelarten unterscheidet, wurde sie natürlicherweise Gegenstand von verschiedenen Aberglauben. Schon im antiken Griechenland galt sie als Unglücksbote und auch in der Bibel erscheint sie als Bild der Zerstörung. Da die Eule am Tag so selten zu sehen und noch seltener zu hören ist, bedeutet es Schlimmes, wenn man sie trotzdem um diese Tageszeit hört. Man sagt, dass der Ruf der Eule am Tag der Vorbote einer Feuersbrunst oder einer Seuche sei. Im Isergebirge hingegen weist er auf Regen hin. Ein weitverbreiteter Aberglaube ist, dass der Ruf der Eule den Tod ankündigt. Wird einem Brautpaar auf dem Weg zur Kirche eine Eule entgegengebracht, bedeutet dies ebenfalls Unglück.
Shakespeare benutzte dieses Bild in seinen Dramen. In „Julius Caesar“ zum Beispiel kündigt das Eulengeschrei einen Mord an. Im Drama „Macbeth“ hört die Lady den Ruf der Eule, während ihr Mann dabei ist, den rechtmäßigen König zu ermorden. In fast allen abendländischen Kulturen ist die Eule der Vorbote des Todes. Der „kuwitt“-Ruf des Steinkauzes wurde als „komm mit“ interpretiert. Die Angehörigen des Sterbenden glaubten, dass der Nachtvogel kommt und die Seele des Sterbenden mit sich nimmt. Doch im Gegenzug gibt es viele Naturreligionen, welche die Eule als Glücksbringer ansehen, wie beispielsweise bei den Indianern in Nordamerika, den Jägern Japans oder den Chinesen.
Das Aussehen und das gespenstisch wirkende Verhalten der Eulen hat viel dazu beigetragen, sie als Unglücksboten anzusehen. Mit ihrem starren und durchdringenden Blick sowie dem geräuschlosen Flug und dem klagenden Eulenschrei sind sie prädestiniert für diese Position. In früheren Zeiten waren dies Signale des Undurchschaubaren und des Unheimlichen, welche mit Tod und Unglück gleichgesetzt wurden. In der Mythologie galten Eulen gar als dämonische Hexen. In Israel nennt man den Wüstenkauz heute noch Lilith, was Hexe bedeutet, und früher hatten die Menschen sogar Angst, Eulen zu töten, denn man glaubte, die Unterwelt würde sich rächen.