Eulen spielen im Aberglauben und in der Folklore eine große Rolle. Meist ist ihre Bedeutung dabei jedoch negativer Natur. Sie gelten als Todes- und Hexenvögel und Begleiter des Teufels. In so manchem Thriller oder Horrorfilm wird die unheimliche Stimmung durch den Ruf einer Eule betont, die lautlos aus der Dunkelheit hervorschießt. Der schlechte Ruf der Eulen wird durch ihr Aussehen und ihre Lebensweise bedingt.
Eulen haben auffallend große Augen. Die Federbüschel am Kopf erinnern an Ohren und der große Schnabel an eine Nase. Das erinnert sehr an ein menschliches Gesicht. Da sie am Tag fast völlig geblendet sind, fliegen sie nicht weg, wenn sie entdeckt werden. Zudem bevorzugen sie als Lebensraum alte Gemäuer wie Kirchen, Burgruinen, Gehöfte, aber auch Friedhöfe. Wegen ihres weichen Gefieders können Eulen fast lautlos fliegen. Schießen sie plötzlich aus der Dunkelheit hervor, weil sie gerade auf der Jagd sind, vermögen sie einen einsamen Wanderer sehr zu erschrecken.
Da sich Eulen gerne in den hohen, alten Bäumen auf Friedhöfen oder einsamen Alleen aufhalten, wo es Nahrung und Nistmöglichkeiten gibt, wurden Eulen oft mit dem Tod assoziiert. Erklangen in einer stürmischen Nacht im Spätwinter oder zeitigen Frühjahr vor einem einsamen Gehöft unaufhörlich Eulenrufe, deuteten das die Menschen früher als Zeichen, das bald jemand aus dem Haus sterben würde. In Wirklichkeit ist es der Balzruf der Vögel. Wegen ihrer nächtlichen Lebensweise und ihres unheimlichen Aussehens wurden Eulen als Begleiter von Hexen und Teufeln angesehen. Man glaubte, dass eine Hexe stets von einem Dämon begleitet wurde, der sich in Tiergestalt verkörperte. Neben einer schwarzen Katze oder einer Kröte war auch eine Eule eine solche Tiergestalt. In früheren Zeiten war es deshalb üblich, zur Abwehr von bösem Zauber eine Eule an das Scheunentor zu nageln. In manchen Kulturen war die Eule jedoch auch ein positives Symbol. Im alten Griechenland galt sie als Sinnbild der Weisheit, weil sie das Begleittier der Athene, Göttin der Weisheit, war.